Der
TV Oyten hat gegen den Hannoverschen SC den ersten Saisonsieg
eingefahren. Dabei war das Spiel eigentlich schon verloren. Eine Frau
stemmte sich aber besonders gegen die drohende Niederlage.

Gefühlt hätte hinter dieses Spiel kurz nach der Halbzeitpause
ein Haken gemacht werden können. Denn die Drittliga-Handballerinnen des
TV Oyten lagen in ihrem Heimspiel gegen den Hannoverschen SC nach 32
absolvierten Minuten mit sieben Toren zurück – 14:21. Dass der Sport
aber oft seine ganz eigenen Geschichten schreibt, sollte sich in der
Pestalozzihalle einmal mehr beweisen: In den verbliebenen 28 Minuten
kassierten die „Vampires“ nur zwei weitere Gegentreffer und markierten
selbst zehn Tore. Die Folge: Der TV Oyten gewann das eigentlich schon
verlorene Spiel mit 24:23 (14:18).Für den Aufsteiger war es der erste
Saisonsieg, während der HSC auf einen Erfolg weiter warten muss. Wie
groß die Erlösung bei den Gastgeberinnen war, zeigte sich direkt beim
Schlusspfiff: Die „Vampires“ feierten auf dem Feld frenetisch.
Mittendrin war die Frau, die den größten Anteil an dem Heimsieg hatte:
Torhüterin Larissa Gärdes. Sie lief in der zweiten Halbzeit zur
Höchstform auf und brachte die Werferinnen der Gäste zur Verzweiflung.




Anna-Lena Meyer (am Ball) glich für den TV Oyten kurz vor Spielende zum 23:23 aus (Foto: Focke Stragmann)


Mit jeder Parade schlich sich die Keeperin mehr und mehr in die
Köpfe. Obendrein trug sie sich noch in die Torschützenliste: Als der HSC
in Unterzahl eine zusätzliche Feldspielerin für seine Torhüterin
brachte, traf Gärdes, die vor dieser Saison vom BV Garrel zum TV Oyten
gewechselt war, ins verwaiste Tor – 20:23. Es war nicht von der Hand zu
weisen: Das Heimspiel der „Vampires“ wurde zur Larissa Gärdes Show.
„Wenn man eine Spielerin des Spiels nennen will, dann ist das wohl
Larissa“, sagte Oytens Trainer Thomas Cordes in seiner gewohnt
sachlichen Art.




Ihr ganzes Können bot Larissa Gärdes beim Spielstand von 22:23 auf.
Zunächst entschärfte sie einen Wurf von HSC-Linksaußen Lena Körner,
Kreisläuferin Paula Abel kam an den Abpraller – doch auch sie scheiterte
an Gärdes, die blitzschnell in die untere linke Torecke hechtete. Kurz
darauf traf Anna-Lena Meyer zum 23:23, Lisa-Marie Gerling ließ sich zwei
Minuten vor dem Abpfiff für ihren Treffer zum 24:23 feiern. Es war die
erste Oytener Führung im gesamten Spiel.



Wenn man eine Spielerin des Spiels nennen will, dann ist das wohl Larissa.

TVO-Trainer Thomas Cordes


Bei diesem Resultat sollte es dann auch bleiben – dank Larissa
Gärdes, der die beiden letzten Szenen des Spiels gehörten. Bei einem
Siebenmeter von HSC-Spielerin Frances Krüger, die zuvor fast fehlerfrei
geblieben war, hatte sich Gärdes schon längst in die Psyche der
Gegnerinnen geschlichen: Krüger setzte den Ball über das Tor. Wenige
Sekunden vor dem Abpfiff parierte Gärdes zudem einen freien Wurf von
Kreisläuferin Mette Marie Kock.


„Du hoffst natürlich, dass dieser magische Moment kommt. Und der kam
mit dem Gärdes-Faktor dann ja auch. Daran haben sich alle im Team
hochgepuscht und Selbstvertrauen bekommen. Auf einmal ist auch in den
Würfen zehn bis 15 Prozent mehr Wille drin“, sagte Thomas Cordes. Für
den Coach war aber auch die Abwehrumstellung auf eine 5:1-Variante nach
der Halbzeitpause ein Faktor. „Damit haben wir Hannovers Spiel über die
Kreisläuferin in den Griff bekommen“, erklärte der Coach des TVO.



Thomas Cordes sah eine tolle Aufholjagd und den ersten Saisonsieg seines Teams (Foto: Focke Stragmann)


Dabei lief bei den „Vampires“ längst nicht alles blendend. Über weite
Strecken waren die Gastgeberinnen im Angriff viel zu harmlos, sodass
Hannover wiederholt zu einfachen Toren über schnelle Gegenstöße kam.
Daher lag das Gästeteam bis kurz vor Spielende stets in Führung. Doch
mit jeder Parade von Larissa Gärdes wuchs bei den Gastgeberinnen das
Selbstvertrauen und beim HSC die Verunsicherung. „Es war sicher kein
schönes Spiel. Aber das ist auch völlig egal. Für die Mädels ist es
schön, dass sie nun wissen, solche Spielen gewinnen zu können“, fasste
Thomas Cordes zusammen.












Quelle: Achimer Kurier – Autor: Florian Cordes