SG Achim/Baden gegen TV Oyten: Hochspannung bis zum letzten Wurf
Handballerisch haben beide
Mannschaften über weite Strecken nicht überzeugt. Packend war das Derby
zwischen der SG Achim/Baden und dem TV Oyten aber dennoch. So lief das
Duell der beiden Nachbarn.
Wäre das Derby zwischen der SG Achim/Baden und dem TV Oyten ein
Spielfilm gewesen, müsste dieser dem Genre „Thriller“ zugeordnet werden.
Denn das Duell der beiden Handball-Oberligisten war bis zur letzten
Sekunde hochspannend. In jener letzten Sekunde feuerte SG-Routinier
Tobias Freese einen finalen Wurf auf das Tor der „Vampires“ ab. Kurz
darauf bildete sich eine Oytener Jubeltraube. Der Grund: Keeper Jonas
Lüdersen hatte den flachen Wurf von Freese mit seinem linken Bein
pariert und sicherte dem TVO einen hauchzarten 30:29
(16:15)-Auswärtssieg in der Gymnasiumhalle, die mit 450 Zuschauern gut
besucht war.
Dass sich Jonas Lüdersen akribisch auf das Spiel vorbereitet hat,
sollte sich auszahlen. „Seit der A-Jugend schaue ich mir die Wurfbilder
der Gegner genau an“, sagte der Keeper. Lüdersen hatte somit eine
Ahnung, dass Freese bei seinem Wurf den unteren Bereich des Tores
anvisiert. Viele Worte bekam der Torhüter der Oytener, der über die
gesamten 60 Minuten auf dem Feld stand und etliche Paraden zeigte,
danach nicht über die Lippen. Zu nervenzerreibend war das Duell, der
Adrenalinspiegel hoch. „Wir waren heute ein geiles Team und haben bis
zum Schluss gefightet“, pustete Jonas Lüdersen.
Es ist ein geiles Gefühl, das Derby zu gewinnen.
TVO-Trainer Marc Winter
Grunde der einzige Keeper im Kader der Gäste war. Julius Timm fehlte
aufgrund eines Urlaubs. Zudem hatte Niklas van den Berg laut Marc
Winter, der den TVO gemeinsam mit Lars Müller-Dormann trainiert, auf dem
Weg zum Derby einen Unfall und blieb daher auf der Bank sitzen. Ohnehin
mussten die Gäste mit einem knappen Kader auskommen. „Die Hälfte
unserer Feldspieler war nicht da. Beim Aufwärmen hat sich zudem noch
Robin Hencken verletzt“, sagte Winter. Der eigentliche Leistungsträger
betrat nur für die Siebenmeter das Spielfeld. Bei den Strafwürfen
avancierte Hencken aber zu „Mister 100 Prozent“: Von fünf Versuchen
verwandelte er fünf.

Mit seiner Leistung im Tor hatte Jonas Lüdersen großen Anteil am Derbysieg der „Vampires“ (
Dieser dezimierte Oytener Kader sorgte dafür, dass die Anfangsphase
für die SG Achim/Baden – die Gastgeber mussten ebenfalls auf einige
Spieler verzichten – zu einem echten Stimmungskiller wurde. Nach zehn
Minuten führten die „Vampires“ mit 8:3, nachdem Hencken zwei Siebenmeter
erfolgreich versenkt hatte. „Wir hatten uns viel vorgenommen, haben das
aber in der ersten Viertelstunde überhaupt nicht umgesetzt“, sagte
SG-Trainer Florian Schacht.
Im weiteren Verlauf steigerte sich seine SG jedoch, während beim TVO
die Kräfte ein wenig schwanden. So lagen die Achimer beim Pausenpfiff
nur noch mit einem Tor hinten – 15:16. Der zweite Durchgang ähnelte dem
ersten: Oyten lag nach einem Treffer von Rechtsaußen Malte Emigholz mit
vier Toren vorne (24:20, 42.). Die Partie, in der sich beide Seite viele
Fehler leisteten, war da aber längst nicht entschieden. Denn die
Achimer kamen wie im ersten Durchgang zurück. In den letzten Minuten
schien die Partie sogar zu kippen: Zunächst traf Erik Schmidt zum
umjubelten 28:28, nachdem die SG zuvor mehrmals den Ausgleich versäumt
hatte. Kurz darauf wuchtete Marvin Pfeiffer den Ball zur 29:28-Führung
für die SG Achim/Baden in die Maschen.
Florian Schacht und die SG Achim/Baden stehen auch nach dem fünften Spiel noch ohne Punkt da (
Die Oytener antworteten mit einem schnellen Anwurf und dem 29:29 von
Marc Lange. Zwei Minuten waren da noch auf der Uhr. Die Achimer
verpassten im folgenden Angriff die erneute Führung, da Lüdersen diesmal
einen Pfeiffer-Wurf parierte. Auf der Gegenseite machte es Oytens
Leonard Fischer besser und traf aus dem linken Rückraum genau in den
Winkel des SG-Kastens – 30:29. Den Gastgebern blieb noch ein Angriff,
zumindest ein Unentschieden zu retten. Zwei Sekunden vor Abpfiff bekamen
sie einen Neunmeter zugesprochen und die Uhr wurde gestoppt. Die
Achimer brachten Tobias Freese in Wurfposition, doch er scheiterte an
Jonas Lüdersen, der kurz darauf in der Oytener Jubeltraube verschwand.
Winter war sich im Klaren darüber, „dass am Ende auch Glück dabei
war. Die Jungs waren stehen K.o.. Unser Matchplan ist aber aufgegangen.“
So habe man die SG damit überrascht, hin und wieder mit einem siebten
Feldspieler zu agieren, meinte Winter. „Die Idee kam uns unter der
Woche.“ Ob die Nachwehen der Derby-Niederlage bei der SG noch länger
anhalten, wird sich nun zeigen müssen. Direkt nach dem Anpfiff saß der
Stachel der Enttäuschung jedoch sehr tief. Das Derby verloren zu haben,
tue ziemlich weh, gestand Florian Schacht: „Im Endeffekt haben wir das
Spiel vorne und als Mannschaft verloren. Entscheidend waren Nuancen. Mit
unserer Leistung bin ich nicht einverstanden. Dass wir hier verlieren,
haben wir uns selbst zuzuschreiben. Trotzdem ist Oyten ein verdienter
Derbysieger.“
Im Endeffekt haben wir das Spiel vorne und als Mannschaft verloren.
SG-Coach Florian Schacht
Durch die Niederlage wackelt nun auch ein Status, den die SG
Achim/Baden seit knapp drei Jahrzehnten innehat. Seit Mitte der 1990er
Jahre ist der stolze Klub, der in der Vorsaison beide Oberliga-Derbys
gegen Oyten gewonnen hat, im Männer-Handball die Nummer eins im
Landkreis Verden. In dieser Saison könnten die Oytener dem Nachbarn
diesen Rang ablaufen. Der Derbysieg und der aktuelle Tabellenstand sind
Indizien dafür: Während die SG noch sehnsüchtig auf den ersten Punkt
wartet, haben die „Vampires“ 6:4 Zähler auf dem Konto.
Ob sich in dieser Saison tatsächlich eine Wachablösung abzeichnet,
wollten Müller-Dormann und Marc Winter direkt nach dem emotionsgeladenen
Duell nicht beurteilen. „Unsere Entwicklung geht nach oben und wir sind
sicher näher an die Achimer herangerückt“, sagte Müller-Dormann. Marc
Winter wollte sich ohnehin lieber mit einer anderen Thematik
beschäftigen. Er blieb im Hier und Jetzt: „Es ist ein geiles Gefühl, das
Derby zu gewinnen. Diesen Moment wollen wir genießen.“
Quelle: Achimer Kurier – Autor: Florian Cordes